Der geistige Absturz eines Freispringers

Felix Baumgartner
Quelle Kopfbild: Benoit DUCHATELET https://www.flickr.com/photos/benoitduchatelet/8088029189/in/photostream/

Felix Baumgartner, bekannter Extremsportler, ehemals im Dienst eines österreichischen Brauseherstellers, hat sich dazu verstiegen einen deutschen Satiriker für seine Tätigkeit zu schelten, ihn herabwürdigend und zu beleidigen. Nebenbei macht er sich selbst als „Alibi“ zum „Satiriker“.

Felix Baumgartner
Georges Biard [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]

In „alles roger? Das Querformat für Querdenker“ kommentiert Baumgartner:

„Ein deutscher Satiriker namens Jan Böhmermann beleidigt ganz Österreich. Darf er das?“

Die Antwort ist rasch gegeben: Ja!

Die Frage müsste vielmehr lauten: Darf denn der Baumgartner das? Denn in seiner Kolumne greift er Böhmermann gezielt persönlich ehrverletzend an. Und nein, man wird nicht zum Satiriker, wenn man sich kurzerhand dazu ernennt. Dazu gehört nämlich Satire zu produzieren. Ist es keine Satire, ist man kein Satiriker! Und so lange er kein Satiriker ist, sind keine derartigen Beleidigungen erlaubt!

Folgender Auszug soll als Beleg hierfür dienen:

Wenn man Jan Böhmermann zum ersten Mal sieht, hat man irgendwie das Gefühl, als ob seine Eltern Geschwister gewesen wären. Es gilt aber die Unschuldsvermutung.

http://www.allesroger.at/artikel/ein-deutscher-satiriker-namens-jan-boehmermann-beleidigt-ganz-oesterreich-darf-er-das

Wo aber liegt der Unterschied zwischen Böhmermanns Erdogan-Gedicht und Baumgartners Kolumne?

Das Ziel von Böhmermann war es, die Grenzen der Satire auszureizen und aufzuzeigen, was in einer Demokratie möglich und legal ist.

Das Ziel von Baumgartner war es, den ungeschätzten Satiriker zu beleidigen und dabei glaubt sich Baumgartner als von der Demokratie geschützt.

Aber in Wirklichkeit steht einem Kommentator (bitte nicht mit einem Satiriker verwechseln), nicht zu, das Objekt des Kommentars zu verhöhnen und zu beleidigen. Doch damit nicht genug.

Baumgartner versucht sich als Kritiker der Klimaschützer

Baumgartner hält allgemein wenig von links-grünen Ideen. In seiner Kolumne „Greta Thunberg, von der Graswurzel-Bewegung zur Klima-Göttin“ schreibt er:

Handelt es sich bei Greta Thunberg um eine überzeugte Klimaschützerin, oder ist es nur eine geschickt eingefädelte Marketingkampagne, mit dem Ziel die Klima-Hysterie weiter voranzutreiben? Darf man Kinder vorschieben, weil diese für ihr Anliegen mehr Sympathie, Mitgefühl und Aufmerksamkeit bekommen? […]

Sie und ihr nebulöses grünes Bauchgefühl verbreiten Weltuntergangsstimmung.

http://www.allesroger.at/artikel/greta-thunberg-von-der-graswurzel-bewegung-zur-klima-goettin

Es wäre alles nicht so schlimm, wenn Baumgartner den Laternenmasten im eigenen Auge erkennen würde.

Am Ende seines Traktates gegen das jugendliche Klima-Aufbegehren echauffiert sich der Extremflieger, dass Cem Özdemir oder andere Thumberg-Unterstützer das Flugzeug benutzen. Recht hat er – wäre da nicht das kleine, schmutzige Detail, dass er selbst auf das Fliegen wohl kaum verzichten würde. Andersdenkende am eigenen Maßstab zu messen ist immer problematisch. Vor allem, wenn man kein Gespür dafür hat, in welchem Ton man Menschen kommentiert.

Ist es nicht eigenartig, dass Menschen wie Baumgartner engagierten Jugendlichen vorwerfen, ihre Ideale nicht zu Gänze in die Wirklichkeit umsetzen zu können, selbst aber kein Interesse zeigen, eigene Ideale beizutragen und nach ihnen zu leben? Shame, shame, shame…

Wer andere aber unter der Gürtellinie traktiert, muss damit rechnen, ebenfalls attackiert zu werden. Das gilt für Böhmerman ebenso wie für Baumgartner. Was die beiden unterscheidet, ist der Stil und die Tatsache, dass Böhmermann selbstironisch reflektiert seine Angriffe durchführt.

Herr Baumgartner hingegen brüllt seinen Ärger heraus, ohne Sinn und Verstand.