Oslo ruft und Lena antwortet (aktualisiert)

Lena Meyer-Landrut Auftritt in Köln im April 2011

Ist Lena Meyer-Landrut bereits ein Star? Das Zeug dazu hat sie mit Sicherheit, das meinen alle, die sie singen gehört haben. Mit „Unser Star für Oslo“ (kurz USfO)  ist eindeutig die unkonventionelle, unangepasste und natürliche 18 jährige Hannoveranerin gemeint. Ihre Musikauswahl reichte in den bisherigen Vorrunden von exotisch bis ungewöhnlich. Aber immer hat dieser Lena-Touch den Songs ein neues, ungeahntes Leben eingehaucht, das man nicht erwartet hätte. Dabei ist es keineswegs so, dass sie die einzige herausragende Kandidatin bei USfO wäre. Spätestens die letzten 10 hatten durchweg mehr Klasse, als die letzten DSDS-Sieger, Halb- und Viertelfinalisten der letzten gefühlten 100 Staffeln, zusammen.

Stefan Raab, der Initiator der Zweckehe von Pro Sieben und der ARD in Sachen „Grand Prix de la Chanson d‘ Eurovision“, bzw. dem Eurovision Song Contest (ESC), hat es mit diesem Wettbewerb geschafft, die Grand Prix Euphorie und vor allem die der jungen Generation zu reanimieren. Das war dringend notwendig. Lange schon hatte sich das jüngere Publikum vom Grand Prix ab- und solch hohlen Formaten, wie DSDS oder ähnlichem zugewand. Allenfalls Max Mutzke, ebenfalls ein Stefan Raab Produkt, konnte noch ein paar jüngere Fans wachkitzeln.

Wie anders sieht es dieses Jahr aus! Ich ahne, dass diesmal ganz Deutschland beim Grand Prix mitfiebern und beleidigt aufschreien, wird, wenn die russofile Fraktion den Sieger unter sich ausmacht. Das ist bedauerlich, aber absehbar. Dennoch können wir kein besseres Signal an die Welt senden, als dass es wirkliche Musik und echte Künstler hier in Deutschland, Scooter und anderen Produkten zum Trotz, immer noch gibt.

Bohlen und Konsorten sollten aber langsam ihre Koffer packen. Das Format ist eine kurze Weile lustig und unterhaltsam, wenn man Künstler runtermacht. Man darf sich aber nicht wundern, wenn sich echte Perlen für so etwas zu schade sind. Kein Wunder, hat DSDS einen so schlechten Ruf.

Ich bin mir sicher, dass Lena den Vorentscheid gewinnen wird. Fraglich bleibt, mit was für einem Lied sie nach Oslo gehen wird. Denn eines ist sicher: Es darf in Oslo kein Cover sein. Ob Stefan Raab der richtige Komponist für einen Song ist, den Lena präsentiert, bleibt abzuwarten. Im Zweifel, da bin ich mir sicher, verweigert Lena den Auftritt. Denn so viel Charakter hat sie.

Weblinks:

 
Nachtrag: 12. März 2010

Wie bereits angenommen, hat Lena den deutschen Vorentscheid gewonnen! Das war aber noch einmal gegen Ende ganz knapp geworden! Die Songs die beide Kandidatinnen sangen, hat Lena, finde ich, klar für sich entschieden. Beim Song, den jede der beiden selbst gewählt hat, hat mir ebenfalls Lena besser gefallen, aber am Publikum im Saal war zu erkenne, dass diese den 2. Song, „Satelite“ bevorzugten. Ich denke Lena ging es wie meiner Tochter und mir, sie wollte den 3. Song „Love me“ in Oslo singen. Aber das Publikum hat sich dann für den „Satelite“ entschieden. Entsprechend verunsichert war dann auch ihre 2. Performance von „Satelite“ – uninspiriert und wenig mitreißend. Ihre Konkurrentin im Finale, Jennifer Braun, durfte dagegen ihren erklärten Lieblingssong vortragen, was ihr ziemlich ordentlich gelang. Da hatte ich das Gefühl, dass es noch einmal SEHR knapp werden könnte.

Letztlich hat Lena gewonnen. Mich würden irgendwann die Zahlen interessieren, aber ich fürchte, die wird man leider nie erfahren. Sei es drum. Ich freue mich für Lena und wünsche Ihr in Oslo das Fortune und die nötige Chuzpe, beziehungsweise „einen Arsch in der Hose“. Lena Du machst das! Zeig Europa, dass in Deutschland neben DSDS noch andere, echte Talente schlummern und dass Du eine gute Platzierung verdient hast!

Hau rein und freue Dich dann wieder mal „ganz hart“!

Nachtrag 13.3.2010

Nach einer kurzen Nacht, in der ich vieles im wilden Internetland lesen musste, was mich wenig erfreute, freue ich mich für Lena. Auch wenn es knapp wurde, sie hat den Sieg verdient, egal, was Neider und Jennifer-Anhänger schreiben mögen. Der Song ist nicht so schlecht. Aber das ist eigentlich ein Armutszeugnis. Viele im Netz bemängeln dies und es ist mir ganz und gar unbegreiflich, wie Raab und Brainpool eine solche Show hinlegen und dann bei der Songauswahl derart verka**en können. „Der Song“ ist nicht dabei gewesen. Daher ist es egal, dass der Song in Oslo „Satelite“ sein wird.

Anders sieht das Bild international aus: Auf Eurovision.tv wurde die halbe Nacht heiß über Lenas Englisch gestritten. Interessant dabei ist, dass diese Frage bei keinem anderen Land auftaucht. Müssen Deutsche perfekter als andere Englisch können? Und hat ihr Englisch überhaupt einen deutschen Akzent? Viele die sich echauffiert haben, schienen andere Gründe und noch viel weniger Ahnung zu haben. Bei manchen bin ich mir nicht sicher. Wenn ich einen sächsischen Akzent höre, kann ich auch nicht immer entscheiden, ob da auch noch etwas polnisch, englisch oder französischer Akzent mit durchklingt – daher seien diverse Fehlurteile verziehen. Und Lena singt kein „Mainstream-Englisch“, da sind sich ziemlich alle einig. Also ist es auch letztlich egal.

Dass man sich nicht über die Person, weitgehend auch nicht über den Song streitet, macht mir Hoffnung. An der Aussprache kann man arbeiten. Gewinnen wird Lena nicht, aber eine Chance Deutschland ordentlich zu vertreten und ehr- und achtbar abzuschneiden, das hat sie auf alle Fälle.