Stefan in Paris – und – die Tour de Farce

Es war der Tag der Ankunft, der Tag, an dem die Tour der Farce in Paris ankam und auf den Champs-Elysée ein Ende fand – zum Guten oder Schlechten sei dahingestellt und ich war dabei. Ohne vorher etwas zu ahnen. Ich kam die Metro-Treppe am Place de la Concorde herauf und fand die drangvolle Ende und die Polizisten, die einige Auf- und Abgänge blockierten ziemlich lästig, als mir schlagartig klar wurde: Hier findet gerade die "Tour de France" statt! Und mein nächster Gedanke war: Dafür sind aber immer noch ziemlich viele Menschen hier!


Gut, die Jahre zuvor hätte man mit einer Vielzahl der Menschen ohnehin gerechnet. Aber in diesem Jahr, ohne den Hauch an Sicherheit, dass ein Sieger auch ein Sieger bleibt und nicht anhand seiner Dopingprobe für unwürdig befunden wird….  Es waren immer noch viele Menschen, die uns von den allerbesten Plätzen abhielten. Aber wären Plätze in der Ersten Reihe wert, wenn niemand sonst zu siet? Richtig – nichts! So gesehen war ich den Franzosen für ihre Ignoranz dem Thema Doping gegenüber ziemlich dankbar.

Ja, das Thema polarisiert, sogar mich. Einerseits will ich der Spannung eines Fahrradrennens erliegen, andererseits fühle ich mich von den Sündern hintergangen. Und es ist wie im wirklichen Leben – man erkennt die Sünder nicht auf Anhieb und manche Niemals.
Im Fernsehen habe ich mich für die "sowohl-als-auch" Taktik entschieden: Ich habe ein paar Etappen geschaut, aber im Großen und Ganzen die Tour dieses Jahr ignoriert. Nachdem ARD und ZDF ausstiegen habe ich nur noch 1 oder 2 Etappen wahrgenommen und schon gar nicht ganz gesehen.
Das Fürchterliche ist, dass es wohl die Meisten nicht so gemacht haben. Scheinbar sind die Zuschauer zum Werbefernsehen abgewandert und es kam nicht zu deutlichen Zuschauereinbußen – was heißt: "Dopt ruhig weiter – wie sehen darüber hinweg!"

Scheinbar sind Zuschauer dumm und wollen betrogen werden. Aber vielleicht liegt das in der lange Jahre kultivierten Ignoranz. Wenn alle nur Hurra schreien, wenn jemand in seiner Disziplin der absolut Beste ist und der Zweite bereits schräg angesehen wird, mit der stummen Frage: "Na, hast Du Dich auch wirklich angestrengt?" – Ja hat er oder sie – ein anderer oder eine andere war nur möglicherweise besser – oder besser gedopt! Und da liegt der Kern des Problems.
Wenn ich an nächstes Jahr denke – an die Olympischen Spiele in Peking – dann graut mir! Ambivalent, wie es besonders unser Medien sein können, werden Siege der Deutschen bejubelt und die Siege Chinas (durchaus berechtigt) hinterfragt. Damit wird heute bereits begonnen. Dadurch werden nicht nur die ehrlichen Sportler ALLER Nationen betrogen, nein, man verliert den Spaß am Zusehen und damit verlieren letzten Endes alle Sportler das Publikum, das sie brauchen.

Aber wie soll, wie kann es weiter gehen? Was kann man als Zuschauer, als Berichterstatter oder als Sportler tun?
Vor Allem nicht verzweifeln! Wir Zuschauer müssen lernen, dass auch im "Langsameren" und "Nicht so Hohem", dass in einem zweiten, dritten, vierten und fünft Platz eine Ehre und auch eine hohe Leistung liegt. Die Sportler wissen das schon immer. Da aber der Publikum so einseitig für die Sieger war, sahen manche, vielleicht viele ihr Heil in der Flucht nach Vorne – und sind damit über das Ziel hinaus geschossen. Die Verantwortlichen sollen bereits in der Jugendarbeit beginnen und neue Ziele vermitteln. Die Gesellschaft muss lernen dass das Siegertreppchen in Wirklichkeit viel breiter ist…